Der Ursprung der Weihnachtsliedes „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ liegt teilweise im Dunkeln. Wahrscheinlich ist es im 16. Jahrhundert im Raum Trier entstanden und hatte ursprünglich nur zwei Strophen – heute sind es vier. Der protestantische Pfarrer Michael Praetorius hat 1609 den Text der zweiten Strophe entscheidend verändert. Spielte der Originaltext noch auf die im katholischen Glauben verankerte, fortwährende Jungfräulichkeit Marias an, tilgte der Protestant diesen Bezug.
(1) Es ist ein Ros entsprungen
Aus einer Wurzel zart.
Wie uns die Alten sungen,
Aus Jesse kam die Art
Und hat ein Blümlein bracht
Mitten im kalten Winter,
Wohl zu der halben Nacht.
(2) Das Röslein das ich meine,
Davon Jesaias sagt:
Marie, die reine Magd,
Aus Gottes ewgen Rat
Hat sie ein Kind geboren
Welches uns selig macht.
(3) Das Bümelein so kleine,
Das duftet uns so süß,
Mit seinem hellen Scheine
Vertreibt’s die Finsternis.
Wahr‘ Mensch und wahrer Gott,
Hilf uns aus allem Leide,
Rettet von Sünd und Tod.
(4) O Jesu, bis zum Scheiden
Aus diesem Jammertal
Laß Dein Hilf uns geleiten
Hin in den Freudensaal,
In Deines Vaters Reich,
Da wir Dich ewig loben.
O Gott, uns das verleih!