Nach altem Volksglauben erleben die Menschen in der Zeit „zwischen den Jahren“ zwölf Raunächte, in denen magische Ereignisse drohen. In der Regel galten alle Nächte zwischen 25. Dezember und 6. Januar als Raunächte. In manchen Regionen gab es aber nur vier besonders wichtige Raunächte: die Thomasnacht zum 22. Dezember (Wintersonnenwende), die Christnacht zum 25. Dezember, die Silvesternacht und die Epiphaniasnacht zum 6. Januar.
In dieser Zeit, in der das Geisterreich offen stand, war es wichtig, durch allerlei Bräuche Unheil abzuwenden. So durfte möglichst keine weiße Wäsche aufgehängt werden. Die Menschen fürchteten, ein Trupp toter Reiter im Gefolge des germanischen Gottes Wotan könne die Wäsche stehlen und als Leichentuch für ihre Besitzer verwenden. Außerdem galt es, sich in den „Zwölfnächten“ vor Werwölfen und anderen Unholden zu wappnen.
Im Laufe der Zeit mischten sich heidnisches Brauchtum und christlicher Ritus. In vielen Familien wurde an den oben genannten, vier wichtigsten Raunächten gefastet und gebetet. Mit Weihwasser und Weihrauch segnete man Haus und Stall. Das damit verbundene Räuchern führte dazu, dass diese Nächte mancherorts auch die Bezeichnung „Rauchnächte“ bekamen.