Printen und Marzipan, Spekulatius und Lebkuchen, Schokolade und Stollen: zum Weihnachtsfest darf es gerne besonders süß sein. Für Kinder und Erwachsene ist ein zuckerfreies Fest eigentlich unvorstellbar. Schmeichelten schon vor Hunderten von Jahren die Zuckerbäcker den Gaumen, ist die Palette der Leckereien heute kaum überschaubar.
Zucker trotz Fastenzeit
Im Mittelalter, aber auch in späteren Zeiten, galten für Christen strenge Fastenregeln. 40 Tage vor Weihnachten begann eine adventliche Fastenzeit, die erst mit der Wiederkehr von Christi Geburt gebrochen werden durfte. Viele Genüsse wie Alkohol, Eier und fette Speisen waren während des Fastens verboten – aber Zucker war gestattet. Die Menschen durften also gezuckerte Backwaren bereits zum Advent genießen.
Zucker galt sogar als Medizin und wurde konsequenterweise in Apotheken verkauft. Die einzige Begrenzung in der Zuckerverwendung lag zunächst in seinem Preis: Noch im Mittelalter war die Zuckerherstellung so aufwändig, dass sich nur reiche Leute das süße Produkt leisten konnten. Das einfache Volk süßte vor allem mit Honig und Sirup – man denke etwa an Printen und Lebkuchen, die noch heute ihren besonderen Geschmack auch dem Honig verdanken. Erst ab dem 18. Jahrhundert war Zucker dann für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich.
Backtraditionen aus dem Mittelalter
Die ersten Lebkuchen gab es bereits auf den Märkten des 13. Jahrhunderts. Auch die Bezeichnung „Pfefferkuchen“ hat ihren Ursprung in dieser Zeit: Als „Pfeffer“ bezeichnete man generell exotische Gewürze – eben wie Nelken, Anis und Zimt, die den Pfefferkuchen ihren einzigartigen Geschmack verleihen. Die berühmten „Printen“ sind eine Lebkuchenvariante mit einer speziellen Gewürzmischung. Auch sie haben eine lange Backtradition und stammen ursprünglich nicht aus Aachen, sondern aus dem nahen Belgien.
Noch älter soll der Spekulatius sein: Angeblich bereits im 10. Jahrhundert haben die Menschen dieses gewürzte Mürbegebäck aus dem Ofen gezogen. Übrigens zeigt der traditionelle Spekulatius Szenen aus dem Leben des heiligen St. Nikolaus, die mit Holzformen in den Teig geprägt wurden.
Ein typisches Fastengebäck war bereits im 14. Jahrhundert der Christstollen, der nach damals gängiger Interpretation das Christuskind symbolisieren sollte. Die spätmittelalterlichen Bäcker durften allerdings noch keine Butter, sondern nur Rübenöl verwenden, da Butter in der Fastenzeit verboten war.
Moderne Süßigkeiten
Lockerungen in den Fastengeboten und Fortschritte in der Backtechnik ließen im Laufe der Zeit immer weitere Weihnachtskreationen entstehen. So begann etwa im 18. Jahrhundert der Siegeszug des Zuckergusses. Der erste Schoko-Weihnachtsmann wurde vermutlich im Jahr 1820 massiv aus Schokolade gegossen. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis die Produktion der ersten hohlen Weihnachtsmänner gelang. Heutzutage entstehen alleine in Deutschland jährlich rund 150 Millionen dieser süßen Sympathieträger.
Wer sich auf Streifzug durch das Universum der Süßigkeiten machen möchte, kann im Internet in unendliche Schleckereiweiten vorstoßen: individuell geprägte Schokotafeln, feine Pralinen, exotische Geschmacksvariationen und vieles mehr wetteifert gerade zu Weihnachten um die Gunst der Naschkatzen.